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Der Friedewald

Der Bannenwald war mit seinen Wassertümpeln und den sumpfigen Wiesen ein dichtbewachsener undurchlässiger Wald, der sich bis an den Elbestrom ausdehnte.

In kriegerischen Zeiten bot er deshalb den Menschen Schutz, da sie hier schon vor 4000 Jahren  siedelten, was Funde im Umfeld von Neuen Anbau, Auer, Spitzgrund und Steinbach belegen.

Zu Beginn des 10.Jahrhunderts, als der Ostfeldzug des ersten feudalen deutschen Staates unter König Heinrich I. einsetzte, blieb die waldreiche Gegend  in unserem Gebiet weiterhin nur selten besiedelt.

Auch Anfang des 11.Jahrhunderts, als erbitterte Kämpfe zwischen Deutschen, Polen und Tschechen tobten, gab es keine große Besiedlung. Dieser Bannenwald bildete zeitweise die Grenze zwischen Polen und Deutschen (Frieden von Bautzen). Der Name Friedewald für das Waldgebiet zwischen Moritzburg, Weinböhla und Coswig stammt aus der Zeit der deutschen Eroberung. Der Wald ist zum königlichen Bannwald geworden, es herrschte in ihm der Frieden des Königs. Erst 1144 begann die Besiedlung des Friedewaldes, als das Gebiet der Mark Meißen an das Adelsgeschlecht der Wettiner gelangte. Nun kamen Siedler aus Thüringen, Franken und Niedersachsen in die eroberten slawischen Gebiete, rodeten den Wald um Land zu bewirtschaften, legten Fischteiche an und gründeten zahlreiche Dörfer. Holz war Bau- und Werkstoff sowie alleiniges Heizmaterial. Es kam natürlich zur Zerstückelung des großen Waldgebietes. Wüstungen sind entstanden, wie die Mark Cunnersdorf am oberen Waldteich. Im 13.Jahrhundert bildeten sich Straßendörfer und Reihendörfer mit Waldhufenflur. Die Ansiedlung der Menschen machte den Wald zum wertvollem Besitz, lieferte er doch das Baumaterial an Holz, Harz, Sand, Gestein, Lehm-, Kies- und Torfvorkommen.

Mit dem im 14.Jahrhundert gefundenen Raseneisenstein lieferte der Wald die zur Verhüttung erforderliche Holzkohle. Auch das aufkommende Gewerbe der Pechsieder, die mit der Pechkratze die Baumrinden bis auf das Holz durchschlugen um an das Harz zu gelangen. Im 15.Jahrhundert bildeten sich die Steinbrüche, was einen weiteren Einschnitt in den Friedewald bedeutete. Diese Aktivitäten im Wald boten zudem dem Wild immer weniger Schutz, der Mangel an schlagfähigem Nutzholz führte zu immer größeren finanziellen Verlusten. Um diesen Zustand zu ändern, suchte Georg der Bärtige(1471-1539) nach Regeln des Holzeinschlages und das Anlegen von Entwässerungsgräben, was mit dem Beginn der Waldpflege gleichzusetzen ist. Kurfürst August (1526-1586) setzte die Waldpflege fort.

1559 wird Kurfürst August vom Förster Fritz Lauber berichtet, dass der Friedewald in Coswig große Schäden aufweist, worauf der Kurfürst die Anweisung gab, diese Gegend gänzlich zu hegen.

Kurfürst Johann Georg (1613-1680) verhängte im Jahr 1662 weitere Einschränkungen des Holzverkaufes. Der Verbrauch an Brennholz sollte durch das Stechen von Torf gesenkt werden.

Als 1632 der Friedewald durch die durchziehenden und biwakierenden kaiserlichen und schwedischen Truppen,  die am Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) beteiligt waren, heimgesucht wurde, fügten sie ihm erheblichen Schaden zu. Brennholz entnahm man rücksichtslos, Befestigungsmaterial kam zum Einschlag, Pfähle der umliegenden Weinbauern dienten als Brenn- und Heizmaterial. Der Wildbestand sank durch Verpflegung der Truppen rapide ab .

Auch im 18.Jahrhundert fügten die Schweden im Nordischen Krieg (1700 bis 1721) dem Friedewald erheblichen Schaden zu.

Ein weiterer Einschnitt in den Friedewald brachte das 19.Jahrhundert durch die Industrialisierung. Fabriken entstanden und gleichzeitig Wohnungen, Straßen, Eisenbahnstrecken wurden gebaut und damit auch Brücken. Überall wurden die Rohstoffe Holz, Gestein, Sand, Lehm und Kies eingesetzt.

Man kann sich kaum noch vorstellen, dass dieses dicht bewachsene Waldgebiet bis an die Elbe in Kötitz reichte, wo wir die Straßenbezeichnung Tännichtweg vorfinden, welche an die vergangene Zeit erinnert. Noch Anfang des 18.Jahrhunderts reichte der Friedewald bis an die heutige Eisenbahnstrecke auf Brockwitzer Flur. Die Moritzburger Straße war mit Wald ab der Salzstraße umgeben und die Straßenbezeichnung war "Spitzmühlenweg". Ein weiterer Einschnitt, den das Waldgebiet hinnehmen musste, war die Bebauung des Spitzgrundes mit dem großen Wohngebiet. Um für die Wohnblöcke Platz zu schaffen, fielen etliche Bäume der Säge zum Opfer. Auch heute wird wieder an der Substanz des Waldes durch den Bau der neuen geplanten Staatsstraßen 80 und 81 am Auer genagt. Es müssen ca. acht Hektar Wald für die Baufreiheit der Straße gefällt werden. Nach Abschluss dieser Arbeiten werden Ersatzpflanzungen an anderer Stelle erfolgen.

Heute ist der Friedewald mit seinen zahlreich bewaldeten Kuppen, Waldwiesen, Bächen und Teichen ein beliebtes Naherholungsgebiet der Stadt Coswig und der umliegenden Gemeinden. Die von Menschenhand seit dem 15.Jahrhundert geschaffenen künstlichen Wasserabzugsgräben verbinden sich mit natürlichen Bachläufen und bilden einen landschaftlichen Reiz für die Wanderer.